9. Dezember
Die Weihnachtsbäume
Nun kommen die vielen Weihnachtsbäume
aus dem Wald in die Stadt herein.
Träumen sie ihre Waldesträume
weiter beim Laternenschein?
Könnten sie sprechen! Die holden Geschichten
von der Waldfrau, die Märchen webt,
was wir uns alles erst erdichten,
sie haben das alles wirklich erlebt.
Da stehn sie nun an den Straßen und schauen
wunderlich und fremd darein,
als ob sie der Zukunft nicht recht trauen,
es muss da was im Werke sein.
Freilich, wenn sie dann in den Stuben
im Schmuck der hellen Kerzen stehn
und den kleinen Mädchen und Buben
in die glänzenden Augen sehn,
dann ist ihnen auf einmal, als hätte
ihnen das alles schon mal geträumt,
als sie noch im Wurzelbette
den stillen Waldweg eingesäumt.
Dann stehen sie da, so still und selig,
als wäre ihr heimlichstes Wünschen erüllt,
als hätte sich ihnen doch allmählich
ihres Lebens Sinn enthüllt;
als wären sie für Konfekt und Lichter
vorherbestimmt, und es müsste so sein.
Und ihre spitzen Nadelgesichter
blicken ganz verklärt darein.
Gustav Falke (1853-1916)
Waffeln, Würstchen, (Glüh)-Wein und Weihnachtsbaumverkauf.
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