Besseres Klima im Eggedom
Seit Jahrhunderten bereitet die hohe Luftfeuchtigkeit in der ehemaligen Stiftskirche den Verantwortlichen große Sorgen. Hierdurch können am Gebäude und der wertvollen Innenausstattung irreparable Schäden entstehen. Eine Luftfeuchtigkeit von über 70% ist fast an der Tagesordnung in unserer Kirche. Unterschiedliche Maßnahmen wurden daher im Laufe der langen Geschichte dieses Bauwerkes unternommen, um das Raumklima zu verbessern bzw. trockener zu bekommen.
So wurde beispielsweise in früheren Jahrhunderten der Fußboden der Kirche um ca. einen Meter aufgefüllt. Das ursprüngliche Fußbodenniveau sieht man heute noch in der Taufkapelle. Auch wurde im Jahr 1956 vom Land NRW, das seit der Säkularisation im Jahre 1810 im Rahmen der Patronatspflicht für den Erhalt des Kirchengebäudes zuständig ist, allein aus diesem Anlass eine Heizungsanlage in die Kirche gebaut. Ziel dieser Maßnahme war nicht, den Gottesdienstbesuchern einen warmen Kirchenraum zu verschaffen. Hierzu ein Zitat aus der Pfarrchronik von 1956: „Wenn das unersetzliche Inventar der Stiftskirche, insbesondere Orgel, Kanzel, Beichtstühle, Gestühl und Holzplastiken vor weiterem sicheren Verfall gerettet werden sollten, musste unbedingt eine neue Heizungsanlage beschafft werden, die in ihrer Kapazität der Größe des Gotteshauses entsprach.“
Warme Luft bindet zwar mehr Feuchtigkeit, wird aber die feuchtwarme Luft nicht kontrolliert nach außen abgeführt, so kommt es zur Schimmelbildung an der Innenausstattung. Auch der Alabaster in den Altären kann dadurch zerstört werden. Außerdem fühlt sich der Holzwurm bei solchen klimatischen Verhältnissen in der Kirche sehr wohl.
Verschiedene Untersuchungen und Gutachten aus den vergangenen Jahren belegen, dass die Feuchtigkeit nicht durch die Außenwände, sondern als aufsteigende Feuchtigkeit durch die Sohle in den Kircheninnenraum gelangt. Auch Drainagen, die schon vor vielen Jahrzehnten um die Kirche verlegt wurden, haben das Problem nicht gelöst. Nach Aussagen von Fachleuten kann man der hohen Luftfeuchtigkeit in unserer Kirche nur durch ganz gezieltes Lüften entgegenwirken.
Neue technische Entwicklungen machen es heute möglich, mit Hilfe von Außen- und Innenfühlern und von Computern die Kirche gezielt zu lüften und zu heizen. Nach langjährigen Verhandlungen mit der Bezirksregierung, dem Erzbischöflichen Generalvikariat und dem Denkmalamt ist nun in den letzten Monaten eine computergesteuerte Be- und Entlüftungsanlage, die mit der Heizung gekoppelt ist, in unsere Kirche eingebaut worden.
Weiterer Turm für die Stiftskirche
Ist nun die Außenluft trockener als die Innenluft, wird durch einen Lüftungsturm (3 Meter hoch) auf der Südseite der Kirche trockene Außenluft angesaugt und durch einen großen Lüftungskanal vom Heizungskeller durch einen eigens dafür gegrabenen, etwa 2 Meter tiefen Lüftungsschacht vor dem Eingang zur Schatzkammer in das Kircheninnere gedrückt. Damit die feuchtere Innenluft dann gleichzeitig aus dem Kircheninnenraum nach außen geblasen werden kann, müssen 13 Fensterflügel im gesamten Kircheninnenraum zeitgleich geöffnet werden. Dazu mussten diese Fensterflügel mit elektrischen Stellmotoren versehen werden, was wiederum mit sehr aufwändigen Installationsarbeiten verbunden war. Außerdem dient die Öffnung im Schlussstein im Gewölbe vor dem Hochaltar als wichtiger Entlüftungskanal. Über ihn wurde auf dem Gewölbe eigens eine Lüftungsjalousie gebaut.
In den kalten Monaten wird die eingeblasene Frischluft vorher erwärmt, damit der Kirchenraum nicht zu sehr auskühlt.
Zu den Gottesdienstzeiten wird der Kirchenraum auf 15°C geheizt.
Text: M.Hagen - Foto: Hagen/Kubicki
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