Gelebte Geschichte am Gymnasium St. Kaspar

ZeitzeugeBurkhard Seeberg aus Münster berichtet dem Abiturjahrgang von seiner Zeit im Stasigefängnis.
Als Burkhard Seeberg 1979 seine damalige Verlobte aus der ehemaligen DDR zu sich in den Westen holen wollte, kannte er das Risiko. Sechs Jahre zuvor hatte er als Besucher der in Ostberlin ausgetragenen Weltfestspiele die Frau aus Rostock kennengelernt. Zu der Zeit war er Mitglied der DKP (Deutsche Kommunistische Partei). Ein gefälschter Pass sollte dem Paar den Weg von Berlin über Budapest nach Österreich und schließlich in die BRD ermöglichen.

Die falsche Farbe eines Stempels im Pass wurde dem Paar jedoch zum Verhängnis: Seeberg wird wegen „Menschenhandels“ zu drei Jahren und seine Verlobte wegen „versuchter Republikflucht“ zu 26 Monaten Haft verurteilt. Der Westen kaufte beide frei – jeweils 70.000 DM flossen dafür in den Osten – und beide gelangten doch noch in die BRD, wo sie anschließend heirateten.

Geschichte darf sich nicht wiederholen

Seit einigen Jahren reist Seeberg von Schule zu Schule, um den Jugendlichen seine Geschichte zu erzählen. Bereits zum vierten Mal führt ihn dies nun nach Neuenheerse.
In vier Unterrichtsstunden berichtet er den interessierten Schülerinnen und Schülern der Jahrgangsstufe Q2/12 seine Geschichte, erzählt von mehr als sieben Wochen Einzelhaft in der zentralen Untersuchungshaftanstalt der Staatssicherheit in Hohenschönhausen und dem anschließenden Aufenthalt im Bautzener Gefängnis. „Warum machen Sie das eigentlich?“, fragte ein Schüler in der sich dem Vortrag anschließenden Diskussionsrunde. Eine berechtigte Frage des Jugendlichen. Wenn man Burkhard Seeberg genau zuhört, bemerkt man schnell, dass er eine Geschichtsklitterung verhindern möchte, indem er über den Unrechtscharakter der DDR aufklärt. Er möchte deutlich machen, was es bedeutet, in einem Staat zu leben, der die Rechte seiner Bürger missachtet und in dem kritische Meinungen verfolgt werden. Aufmerksam sein, so lautet seine Botschaft, um zu verhindern, dass dies in unserem Land wieder passieren kann, egal aus welcher politischen Richtung unsere Grundrechte in Frage gestellt werden. In Neuenheerse freut man sich, Burkhard Seeberg auch im nächsten Jahr wieder zu begrüßen.

(v.l.n.r.) Schulleiter Matthias Nadenau, Burkhard Seeberg und die Geschichtslehrer Jörg Lange, Gabriele Thanbichler, Magdalena Blum und Simon Potthast

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